- Schützenfest 2020 -
Das ausgefallene Schützenfest, oder Ausgefallenes zum Schützenfest
Eigentlich stünde an dieser Stelle der Bericht das Schützenvereins 1839 über das anstehende Schützenfest des Jahres. Es würde berichtet über das was war und das was passieren wird beim Fest am Pfingstwochenende. Aber in diesem Jahr? Kein Zelt, nichts mit Laubholen am Donnerstag, kein Laub schmückt die Straßen und der Fahnenschmuck des Marschweges fehlt ebenfalls. Der hölzerne Vogel ist der einzige, der wohl ein Lächeln findet, da er nun nicht die Federn lassen muss. Alles war doch schon vorbereitet. Es sollte wie immer ein unvergessliches Fest für alle werden. Für die beiden jungen amtierenden Majestäten Ludwig Homann und Cindy Koch bleibt der 2020er-Teil des Königsjahres sicherlich unvergessen, wenn auch nicht so freudig wie das Partyjahr nach dem Schützenfest 2019! Neben den amtierenden freuten sich auch bereits die Jubelmajestäten, die beim Schützenverein 1839 stets zum Fest dazugehören. Im Jahr 1970 war es Günter Schade, der mit seiner Frau Christa in der Nordenfeldmark regieren durfte, ebenso wie 25 Jahre später Hartmut K. Bauersfeld mit seiner Frau Christel. Ihnen gilt aber dennoch der besondere Gruß der Schützen, denn 2020 ist und bleibt ihr Jubeljahr.
Da es also wenig zu schreiben gibt über das anstehende Fest, hat der Verein mal in seiner Geschichte gesucht und passend zum ausgefallenen Fest Geschichten gefunden, die sicherlich auch unvergessen bleiben.
Kurioses aus der Geschichte der 1839er Schützen aus der Nordenfeldmark
Zugegeben, so richtig ausgefallen sind die Schützenfeste seit der Aufzeichnung nur durch die Kriegsjahre und deren Folgen. Seit 1950 wurde immer ein Schützenfest gefeiert. Mit Stolz wurden im letzten Jahr Mitglieder des Vereins für ihre 70-jährige Treue ausgezeichnet und es wurde bei der Ehrung an die Wiederbelebung des Vereinsleben 1949 erinnert. Dort, auf dem Kirchhof der Herz-Jesu Kirche, wird dieses Jahr Ruhe herrschen. Das Schützenleben 2020 ruht, das große Schützenfest fällt aus.
Ausgefallen am eigentlichen Termin - das gab es in der jüngeren Vereinsgeschichte nachweislich aber schon zweimal. Der eigentlich fest verankerte einstige Festtermin Ende Juni musste abgesagt werden, ein neuer wurde gesucht und tatsächlich auch gefunden.
1967: Kein Schützenzelt kein Schützenfest?
„Wenn es kein Zelt gibt, feiern wir kein Schützenfest!“ So in etwa muss die Ansprache des damaligen Vorsitzenden Edmund Nünen begonnen haben, als er den Tagesordnungspunkt 6 der Märzversammlung eröffnete, es ging um das alljährliche Sommerfest.
„Die Zeltfrage war wieder einmal der Hauptpunkt des Sommerfestes. Durch einen Brand waren dem Zeltverleiher 2 Zelte zum Opfer gefallen. Das Fest musste auf den 13. August verlegt werden“, so der Auszug aus dem Versammlungsprotokoll der Versammlung.
Kein Schützenfest. Den Gedanken gab es für die Mitglieder und Verantwortliche des Vereins nicht. Das Fest wurde nach dem freien Termin des damaligen Zeltverleihers Helm angepasst und vom 10.- 14. August gefeiert. Schützenkönig wurde der Schützenbruder Friedhelm Kattenbusch, der sich Marlene Dieckmann zur Regentin erkor. Trotz der Verlegung, so konnten wir vom Regenten erfahren, wurde „grandios“ gefeiert und das Ganze mit Bier und Sekt begossen! Friedhelm Kattenbusch gehört heute zu den ältesten, aktiven Mitgliedern des Vereins und konnte im Jahre 2018 seitens des Stadtverbandes geehrt werden. Der Verein besuchte ihn im fünfzigsten Jubeljahr mit einem Abstecher beim Umzug im Jahre 2017 ins benachbarte Dolberg.
Schützenfest 2009: der NRW Geburtstag geht vor!
Ziemlich ungläubig überrascht muss der 1. Vorsitzende Dietmar Voß schon geschaut haben, als im April das Stadtmarketing anrief und die Verlegung des NRW Tages vom 23. August auf den 28./29. Juni mitteilte. Dies war jedoch der angestammte Termin der Westen- und Nordenfeldmark für das alljährliche Schützenfest. Zugegeben, der Gedanke zur Integration des Schützenfestes in die Feierlichkeiten stand im Raume, wurde aber aufgrund der Einschränkungen und des Wettbewerbs nicht weiter verfolgt. Also hieß es, alle Bauteile des Festes abzufragen und einen Termin zu finden, der allen weiteren Terminen nicht entgegenstand. Also wie schon 42 Jahre zuvor: Zeltverleih, Blasmusik, Spielmannszug, Königspaar und Bands abfragen und einen Termin finden. Wiederum war es das dritte Wochenende im August in den Vereinskalender gesetzt. Aus dem Fest gingen bei strahlendem Sommerwetter Albert Walkowiak mit seiner Frau Siegried als neue Regenten hervor. Nach dieser Verlegung beschlossen die Schützen übrigens, den Termin für das jährliche Schützenfest auf das Pfingstwochenende zu verlegen.
Blicken wir also in das laufende Jahr, das Festprogramm stand schon lange, die Jubelmajestäten waren eingeladen und auch bei ihnen kann die Nordenfeldmark über Kurioses berichten.
Schützenfest 1970 Busfahren statt Hubschrauber!
In der Versammlung vom 14. Juni 1970, gab der erste Vorsitzenden Edmund Nünen wie gewohnt die Festfolge des anstehenden Schützenfestes bekannt. Nach dem Laubholen am Donnerstag beim Festwirt Möllenbrink sollte am Freitag nach kurzem Marsch der große Zapfenstreich mit anschließendem Feuerwerk im Mittelpunkt stehen. Am Sonnabend, so das Protokoll des Schriftführers Erwin Ferber, sollte es nach erfolgtem Marsch durch die Nordenfeldmark zum ersten Mal eine Erbsensuppe zur Stärkung der Schützen geben. Für den Sonntag allerdings teilte er den Anwesenden mit, dass eine weitere Großveranstaltung in der Nordenfeldmark stattfände. Mit einem Tag der offenen Tür der Feuerwehr Hamm, des DRK und der Bundeswehr auf dem Schulgelände der Martin-Luther-Schule, heute Johannesschule, sollten diese ihre Arbeit und ihr Können darbieten. Dazu sollte auch der Verein sein Antreten für den Festumzug zum Einholen der neuen Majestäten dorthin verlegen. „Ob denn dann der Schützenkönig mit dem Hubschrauber eingeflogen würde?“, so eine Frage aus den Reihen der Versammlung, konnte von Edmund Nünen nicht beantwortet werden. Letztlich - so wissen wir heute - gab es keine Rundflüge der Bundeswehr und auch keine weiteren Vorführungen an dem Tag. Nach einem spannenden Schießen bei herrlichstem Wetter fiel der Vogel beim 570 Schuss und Günter Schade konnte zum neuen Schützenkönig ausgerufen werden. Ihm zur Seite stand seine Frau Christa als Regentin. Doch dem strahlenden Samstag folgte am Sonntag ein grausliches Wetter. Ein Regenschauer folgte dem anderen seit den frühen Morgenstunden. Jeder Raum im Hause des Regenten und im Lager des Schwiegervaters war besetzt von den Schützenbrüdern. Letztlich brachte die Stadtwerke die Schützenscharr mittels Bussen in den Killwinkler Wald zum Festzelt. Hier wurde das Fest zu einer wahrlich wackeligen Angelegenheit, da die Wege von und zum Zelt über Gerüstbohlen auf Steine aufgebockt verliefen. Die Majestäten, der Hofstaat und die große Schützenfamilie ließ sich davon nicht abhalten und es wurde gefeiert bis in die frühen Morgenstunden.
Ein Schuss nur, aber Augen auf!
Dass es nicht immer viele Aspiranten für den Königsschuss gibt ist kein Phänomen von heute. Woran das liegt und wie man das ändern könnte wird seitens der Vereine lebhaft überlegt und diskutiert. So war es auch im Jahre 1995, als die Scharr der Bewerber nach der eingelegten Schießpause sich doch sehr lichtete und es dringend geboten war, den einen oder anderen doch zu kitzeln und ihm Lust auf die Regentschaft zu machen. So war es dann der Haase-Zug der sich aufmachte und die Vogelstange belegte. Nach und nach gaben die Haudegen aus der Freundesrunde je zwei Schüsse hintereinander auf den Vogel ab. Auf die Frage des nächsten anstehenden Schützen Hartmut K. Bauersfeld, wo er denn nun hinzielen müsse, entgegnete der damalige zweite Vorsitzende Hans-Adolf Löw: "in die Mitte, aber dabei die Augen offen lassen". Ob der Tipp half, oder es doch die sichere Hand des Schützen war, ist nicht erwiesen. Fest stand danach, dass er mit nur einem abgegebenen Schuss auf den hölzernen Vogel neuer Schützenkönig in der Nordenfeldmark wurde! Zu seiner Königin erkor er seine Frau Christel und beide genossen sichtlich in einem rauschenden Fest den Start in die Regentschaft. Der Haase Zug ließ es sich nicht nehmen, geschlossen Hartmut und Christel als Hofstaat zu begleiten.
So schrieben also vergangene Feste in der Nordenfeldmark sicherlich das ein oder andere Mal schon „Kuriositäten“, die letztendlich aber in freudiger Erinnerung als unvergessene Erlebnisse blieben. Unvergesslich, da man sich an Freudiges gerne zurückerinnert.
Was aber wird aus der jetzigen Lage oder besser aus der Krise? Die Gemeinschaft der vielen Vereine in allen Stadtteilen ist in ihren Grundsätzen völlig ausgebremst. Die Grundlagen des Vereinslebens sind untersagt und Nähe zu Freunden aus Verantwortung gegenüber dem anderen nicht machbar.
Es liegt in der Zukunft aber an allen, gestärkt aus dieser Krise des Vereinslebens herauszukommen. Das Miteinander und Füreinander, der Zusammenhalt und die vielen Freundschaften sind und bleiben die Leitlinien des Vereinslebens. Die Schützenvereine der Stadt wollen und werden es in der Zukunft hoffentlich wieder für alle Bürger möglich machen, die Traditionen auszuleben und ein fester Bestandteil des kulturellen Kalenders und des sozialen Lebens der Stadt Hamm sein.